Seine Erfahrung ist in Berlin gefragt
Die niederbayerische Bundestagsabgeordnete Gudrun Zollner lädt Walter Bichlmeier vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund in den Bundestag ein
Am Freitag, 23. September 2016, wird Walter Bichlmeier vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund zu Gast im Parlament sein: Auf Einladung der niederbayerische CSU-Bundestagsabgeordneten Gudrun Zollner nimmt er in Berlin an der Veranstaltung „Politik für und mit Menschen mit Behinderung“ teil.
Für Gudrun Zollner ist Walter Bichlmeier der ideale Teilnehmer an dieser Veranstaltung. "Wir Bundestagsabgeordneten machen zwar Politik für alle Bürgerinnen und Bürger. Wenn es um spezielle Anforderungen für Menschen mit Behinderungen geht, brauchen wir neben Experten allerdings vor allem die Erfahrung der Betroffenen selbst.“ Die letzte Veranstaltung „Politik für und mit Menschen mit Behinderung“ hat 2012 stattgefunden, damals mit knapp 300 Teilnehmern.
Gudrun Zollner schätzt und bewundert, wie Walter Bichlmeier, Vater von vier Kindern, trotz seiner Behinderung nicht nur seinen Alltag meistert, sondern auch viel Zeit und Kraft investiert, um anderen zu helfen. Die beiden kennen sich seit der Jugendzeit, leben sie doch mit Pilsting und Wallersdorf in zwei Nachbargemeinden. Und sie teilten die Leidenschaft für schnelle Mopeds und Motorräder – für Walter Bichlmeier wurde sie zum Schicksal. 1980 prallte er beim Überholen gegen einen Traktor, der ihn beim Ausschwenken so schwer am Kopf verletzt, dass er erblindet.
Blinde und stark sehbehinderte Menschen ehrenamtlich beraten, dafür ist Walter Bichlmeier in ganz Niederbayern unterwegs. Erst am Montag war er mit dem Info-Mobil „Blickpunkt Auge“ auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt präsent. „Blickpunkt Auge“ heißt das Info-Mobil des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB), mit dem Walter Bichlmeier an diesem Montag auf dem Stadtplatz steht. Und das ist auch das Beratungsmotto: „Wir wenden uns damit nicht nur an Sehbehinderte und Blinde allein, sondern an alle Menschen, die Fragen rund ums Auge haben“, erklärt er. Dies könne vom „trockenen Auge“ reichen bis zur Netzhautablösung, egal ob bei Betroffenen oder Angehörigen. Eine erste Hilfe soll diese Beratung sein, nicht den Besuch beim Optiker oder Arzt ersetzen.
Dieses Info-Mobil nimmt Walter Bichlmeier am Freitag auch gedanklich in den Bundestag mit: Die Diskussionsforen der Veranstaltung „Politik für und mit Menschen mit Behinderung“ will er nutzen, um für Unterstützung dieses Angebots zu werben. Denn das Info-Mobil müssen sich aus Kostengründen gleich vier BBSB-Bezirke teilen: aus Niederbayern, der Oberpfalz, Unterfranken und Schwaben. Ohne die Hilfe der „Aktion Mensch“ wäre das zeitlich begrenzte Pilotprojekt nicht möglich – doch es soll unbedingt weiter geführt werden. Bichlmeier selbst berät ehrenamtlich, nur seine Arbeit in der niederbayerischen BBSB-Geschäftsstelle in Plattling bekommt er vergütet.
Walter Bichlmeier hat noch ein Thema parat, dass er in den Bundestag mitnehmen will: Eine bessere Verzahnung aller Bereiche bei der staatlichen Beratung. Er hat dafür ein plakatives Beispiel: Barrierefreiheit. „Jeder denkt dabei immer, dass alles eben und flach sein muss.“ Für Gehbehinderte, Menschen mit Rollatoren oder in Rollstühlen sei das auch wichtig. Für Blinde und Sehbehinderte dagegen schaue das im wahrsten Sinn des Wortes ganz anders aus: „Ich als Blinder kann Flächen, Ecken und Kanten mit meinem Stock ertasten. Ein Sehbehinderter, der nur noch wenige Kontraste wahrnehmen kann, braucht aber Leithilfen, um sich auf ebenen Flächen zu orientieren.“